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Assistenz für einen gelingenden Alltag

Literatur bei ambet

Demenz - Assistenz für einen gelingenden Alltag

Braunschweig 2009; 168 Seiten. ISBN 978-3-938216-06-9. 11,80 EUR.

Entstanden in Kooperation mit Prof. Dr. Joachim Döbler.

Entwurf einer Berufspädagogik der "Alltagsbegleitung" für demenzerkrankte alte Menschenauf der Grundlage der mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes geschaffenen Optionen für die Qualifizierung und Beschäftigung zusätzlicher Betreuungskräfte in Pflegeheimen.

Qualifizierungsrahmen für „Alltagsbegleiter“ in der stationären Betreuung Demenzerkrankter

Gegenwärtig wird – im ambulanten wie im stationären Bereich – mit zahlreichen Qualifizierungsprogrammen und unter unterschiedlichen Etiketten auf die Herausforderungen reagiert, die die Versorgung Demenzerkrankter aufwirft. Von besonderem sozial-, bildungs- und beschäftigungspolitischem Interesse sind hierbei die mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz ermöglichten Leistungen: Vollstationäre Pflegeeinrichtungen haben für die zusätzliche Betreuung und Aktivierung von versicherten Heimbewohnern "mit erheblichem Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung" einen Anspruch auf Vereinbarung leistungsgerechter Zuschläge zur Pflegevergütung. Voraussetzung hierfür ist, wie den "Richtlinien nach § 87b Abs. 3 SGB XI" der Spitzenverbände der Pflegekassen zu entnehmen ist, die Qualifizierung und Beschäftigung von zusätzlichen Betreuungskräften in Pflegeheimen. Die Anforderungen an die von diesen Betreuungskräften zu erbringenden "einfachen Dienstleistungen" sind allerdings strittig.

Mit der Publikation „Assistenz für einen gelingenden Alltag“ wird deshalb ein richtungweisendes Curriculum vorgelegt, das drei Kernfragen beantwortet:

  • Wie konstituiert sich „Alltagsnähe“ in der Begegnung mit demenziell erkrankten Menschen?
  • Was ist in diesem Handlungskontext unter einer "Begleitung" zu verstehen?
  • Welche Kompetenzen sind für die Bewältigung je spezifischer Handlungsanforderungen zu erwerben?

Anschließend wird ein Kanon aus Wissenselementen und Soll-Kompetenzen in die Didaktik einer alltagsorientierten Begleitung integriert. Grundlegend für diese Didaktik ist, gestützt auf aktuelle Entwürfe zur Konzeptualisierung von Kompetenzen, ein Modell zur performanztheoretischen Begründung von Kompetenz, aus dem konkrete Anforderungen an eine fachliche Dementenbegleitung abgeleitet werden. Zum vertieften Verständnis der Anforderungen an die Sozialkompetenz wird ein Modell entwickelt, das die Akteure des Versorgungssystems in mehrfach triangulierten Konstellationen positioniert. Erkennbar werden Anschluss-Konstellationen, die sich hinsichtlich ihrer Typik fundamental unterscheiden: zum einen die soziale Kompetenz, sich in der Welt alltäglich gelebter Demenz gegenüber Demenzerkrankten und deren Angehörigen ausdrücken zu können; zum anderen die soziale Kompetenz, im System institutionalisierter Hilfen rational kommunizieren und planvoll gestalten zu können. Aufgabe von Alltagsbegleitern ist es, an dieser Schnittstelle von Lebenswelt und professioneller Hilfe einen „gelingenden Alltag“ zu ermöglichen. Mit Blick auf „herausfordernde“ Verhaltensweisen von Demenzerkrankten erweist sich das Konstrukt des „gelingenden Alltags“ aber als prekär. Dies wird im Rahmen eines phänomenologisch-soziologisches Verständnisses von Demenz, das die in wissenschaftlichen Diskursen vorherrschende „Personenzentrierung“ um einen handlungstheoretischen Ansatz ergänzt, verdeutlicht. In der paradigmatischen Auslegung dieses Ansatzes wird zugleich herausgearbeitet, warum die Begleitung Demenzerkrankter als „ungewöhnliche Interaktion“ mit hohen Anforderungen an die Lernfähigkeit und die didaktische Strukturierung von Lernprozessen zu qualifizieren ist.