















Hans Golmann erhält Bürgermedaille der Stadt Braunschweig
Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum hat im Rahmen eines Festakts am Mittwoch, 25. Februar 2025 in der Dornse des Altstadtrathauses Hans Golmann, mit der Bürgermedaille der Stadt Brauschweig ausgezeichnet.
„Die Bürgermedaille ist die wichtigste Auszeichnung der Stadt Braunschweig für ehrenamtliches Engagement“, sagte der OB. „Hans Golmann, langjähriger Geschäftsführer des Vereins ambet, engagiert sich seit vielen Jahren für die Belange älterer Menschen und gilt als Pionier der ambulanten Altenpflege in Braunschweig. Sein besonderes Augenmerk liegt auf der Pflege demenziell erkrankter Menschen und der Unterstützung ihrer Angehörigen. Golmann war Mitbegründer der Alzheimer Gesellschaft Braunschweig, initiierte den Aufbau der ersten Betreuten Wohngruppe für ältere Menschen und etablierte auf dem Achilles-Hof in Watenbüttel ein Wohn- und Quartierprojekt sowie die erste Wohn-Pflegegemeinschaft in Braunschweig.“
Auch Gerda Brodmann-Raudonikis wurde für ihr Engagement für das kulturelle Leben in Braunschweig mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Dazu gehört auch das integrative Tanztheaterprojekt mit der „agroup“ von ambet.
Hans Golmann thematisierte in seiner Dankesrede den gesellschaftlichen Wandel vom „wir“ zum „ich“ , der mit einer Fragmentierung von Interessenlagen und viel zu langen Diskussionsprozessen einhergeht.
Pressetext der Stadt
Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum hat im Rahmen eines Festakts am Mittwoch, 25. Februar in der Dornse des Altstadtrathauses Hennig Brandes, Gerda Brodmann-Raudonikis, Hans Golmann, Ulrich Römer und Ulrich Schade mit der Bürgermedaille der Stadt Brauschweig ausgezeichnet.
„Die Bürgermedaille ist die wichtigste Auszeichnung der Stadt Braunschweig für ehrenamtliches Engagement“, sagte der OB. „Das Ehrenamt ist der Kitt, der unsere Stadtgesellschaft zusammenhält. Der Staat kann ehrenamtlich arbeitende Institutionen finanziell unterstützen – mit Leben füllen können sie nur Menschen, die sich freiwillig und unentgeltlich für ihre Mitmenschen einsetzen. Das erleben wir auch und gerade in Krisenzeiten. Ich wünsche mir, dass die Anerkennung und Würdigung durch die Bürgermedaille vielen Mut macht, diesem Vorbild zu folgen. Ein Vorbild, das wir in Zeiten großer Herausforderungen mehr denn je brauchen.”
Hennig Brandes ist seit rund einem Vierteljahrhundert ehrenamtlicher Vorsitzender der Jägerschaft Braunschweig. An der Sanierung von Oker, Schunter und Sandbach hatte Brandes als ehrenamtlicher Verbandsvorsteher des Wasserverbandes Mittlere Oker entscheidenden Anteil. Darüber hinaus brachte er zahlreiche konkrete Naturschutzprojekte auf den Weg: Gehölze und Hecken, Streuobstwiesen und vieles mehr. Hinzu kommt sein politisches Engagement: Bei den Landtagswahlen 2003 und 2008 errang Brandes ein Direktmandat. Als langjähriger umweltpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion brachte der studierte Forstwissenschaftler seine Expertise bei zahlreichen wichtigen Entscheidungen ein.
Gerda Brodmann-Raudonikis arbeitet als Choreografin und Tänzerin. Über das Medium Tanz gelingt es ihr, unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen miteinander zu verbinden: HipHopper, Cheerleader, Kampfsportler oder Menschen mit Beeinträchtigung. In den letzten Jahren bildete die Arbeit mit Geflüchteten und der interkulturelle Austausch weitere Aspekt ihres Engagements. Mit ihrem künstlerischen Wirken leistet Gerda Brodmann-Raudonikis einen wichtigen Beitrag zu einer vielfältigen Stadtgesellschaft und bereichert das kulturelle Leben.
Hans Golmann, langjähriger Geschäftsführer des Vereins ambet, engagiert sich seit vielen Jahren für die Belange älterer Menschen und gilt als Pionier der ambulanten Altenpflege in Braunschweig. Sein besonderes Augenmerk liegt auf der Pflege demenziell erkrankter Menschen und der Unterstützung ihrer Angehörigen. Golmann war Mitbegründer der Alzheimer Gesellschaft Braunschweig, initiierte den Aufbau der ersten Betreuten Wohngruppe für ältere Menschen und etablierte auf dem Achilles- Hof in Watenbüttel ein Wohn- und Quartierprojekt sowie die erste Wohn-Pflegegemeinschaft in Braunschweig.
Seit vierzig Jahren prägt Ulrich Römer das gesellschaftliche Leben in der Weststadt: zunächst als Lehrer, später als Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde sowie zehn Jahre als Bezirksbürgermeister. Als Pfarrer förderte er die Männer-, Senioren- und Eltern-Kind-Arbeit. Zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen gründete Römer im Jahr 2000 die Arbeitsgemeinschaft Weststadt "AGeWe" und war zehn Jahre deren Sprecher. Mit großer Bürgerbeteiligung organisiert die AGeWe seither Informations- und Gemeinschaftsveranstaltungen. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Einbindung der Wohnungsunternehmen. Als Bezirksbürgermeister engagierte sich Römer über die Parteigrenzen hinweg für gesellschaftliches Miteinander und sozialen Frieden.
Ulrich Schade machte sich in besonderer Weise um die Erinnerungskultur in Braunschweig verdient. Seinem Engagement ist die Entstehung der Gedenkstätte Friedenskapelle zu verdanken – ein Erinnerungsort, an dem die Braunschweigerinnen und Braunschweiger der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedenken können. Die 2001 eröffnete Gedenkstätte ist als Informations- und Lernzentrum konzipiert. Sie kooperiert mit Schulen und organisiert Ausstellungen. Auch die Totenbücher mit den Namen der im Zweiten Weltkrieg zwischen 1939 bis 1945 Umgekommenen und Ermordeten ist Schades Engagement zu danken. Auf seine Initiative geht die Einrichtung des Friedenspfades zurück, der vier Friedhöfe verbindet.
Die Bürgermedaille der Stadt Braunschweig
Die Bürgermedaille wird an Personen und Vereinigungen verliehen, die das allgemeine Wohl der Bürgerinnen und Bürger der Stadt, insbesondere auf den Gebieten Kultur, Bildung, Bauwesen, Denkmalpflege, Soziales und Umwelt in besonderer Weise gefördert haben. Auswärtige, die in besonderer Beziehung zu Braunschweig stehen, können ebenfalls ausgezeichnet werden. Die Bürgermedaille trägt auf der Vorderseite das Stadtwappen und die Umschrift „Stadt Braunschweig”, auf der Rückseite die Inschrift „Bürgermedaille für besondere Verdienste”, den Namen der Empfängerin oder des Empfängers sowie das Jahr der Verleihung.
Rede von Hans Golmann
„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Gäste, Familie und Freunde,
zunächst möchte ich mich bei Ihnen, Herr Oberbürgermeister Dr. Kornblum, für Ihre wohlwollenden Worte und die Würdigung meiner Tätigkeiten herzlich bedanken.
Ein großer Dank geht meinerseits auch an diejenigen im Rat, die mich für die Bürgermedaille vorgeschlagen und im Verwaltungsausschuss benannt haben.
Das ist eine große Ehre und ich freue mich sehr, die Medaille hier in der Dornse, der guten Stube der Stadt Braunschweig, überreicht zu bekommen.
Und ich kann sagen, dass ich gerne Bürger dieser Stadt bin.
Bereits im Studium, mit dem Schwerpunkt Altenhilfe, was zu dieser Zeit sicherlich nicht zu den angesagtesten Themen gehörte, habe ich ein freundliches Umfeld vorgefunden mit Lehrenden und Kommilitonen, die schnell aufzeigten, dass Altenhilfe nicht langweilig ist.
Einige von Ihnen haben mit mir 1983 den Verein ambet gegründet. Und auch dort haben wir vielfältige Unterstützung durch Politik, Verwaltung und Institutionen erleben dürfen.
Einige dieser Beispiele möchte ich kurz ansprechen, und es hätten gerne mehr als 20 Gäste sein können, wenn ich alle Wegbeleiter hätte einladen dürfen.
Ein erstes Beispiel ist das Haus Auguste in Lehndorf, als erste spezielle Pflegeeinrichtung für Menschen mit Demenz in Braunschweig und der Region. Die damalige Bürgermeisterin, Fr. Harlfinger, hatte 2002 die Braunschweiger Zeitung mit der Leser Helfen Aktion für dieses Projekt gewinnen können. Die großzügigen Spenden in Höhe von damals 430.000 DM, haben dann den Bau von Haus Auguste ermöglicht. Ebenso hilfreich für das Gelingen war ein kreativer Grundstücktausch zwischen der NIWO und der Stadt Braunschweig, von der ambet das Grundstück dann gepachtet hat.
Im Paritätischen gab es in diesen Jahren und gibt es heute immer noch viele Mitstreiter*innen, die sich für ein soziales Braunschweig einsetzen. In Erinnerung sind mir noch die Aktionen zur Nacht der sozialen Dienste Anfang der 2000er Jahre als Dr. Hoffmann quasi mit Rasenmähermethode die Zuschüsse pauschal um 20 % absenken wollte. Solidarisch haben sich rund 50 Einrichtungen mit vielfältigen Aktionen für den Erhalt einer guten Sozialen Infrastruktur in Braunschweig eingesetzt.
In vertrauter Zusammenarbeit mit der Stadt Braunschweig, der AOK, dem Institut für persönliche Hilfen sowie der Alzheimer Gesellschaft Braunschweig konnten wir 2010 den bestbesuchten Kongress der deutschen Alzheimer Gesellschaft in der Stadthalle auszurichten. Der Beschäftigungsbetrieb der Stadt hat eigens hierfür eine Gute Demenz Stube erstellt von der auch bei den Folgekongressen immer noch gesprochen wurde.
Ein jüngeres Beispiel ist die gute Zusammenarbeit mit der Freiwilligenagentur und der Öffentlichen Versicherung in der Organisation von Dankeveranstaltungen. In der Pandemie beginnend, und dann jährlich, durften jeweils rund 400 Pflegende und Freiwillige kostenlos das Wintertheater von Christian Eitner und seinem Team als Dank für ihr großes Engagement besuchen.
Diese Liste könnte ich mit vielen weiteren Beispielen füllen, dass würde aber meine Redezeit übersteigen. Wir haben also in vielfältigen Konstellationen Bedarfe oder auch Probleme identifiziert und gemeinsam Lösungen umgesetzt.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Gäste. Ich möchte die heutige Gelegenheit jedoch auch nutzen, um auf eine gegenläufige Entwicklung einzugehen. In den letzten 5 – 10 Jahren erlebe ich, und sicherlich wir alle, eine Verschiebung vom wir zum ich.
Dies trifft auch für den Sozialbereich und meinem etwas kleineren Kosmos der Altenhilfe und Pflege zu. Ich meine eine zunehmende Fragmentierung von Interessenlagen feststellen zu können, einhergehend damit, dass Problemlagen und Ansätze quasi rollierend mehrfach, in verschiedenen Gremien wie z.B. der Pflegekonferenz hin und her bewegt werden.
Unsere bisherigen Antwortmuster erfordern so, wie es beispielsweise der Personalmangel in der Pflege schmerzlich aufzeigt, jedoch viel zu viel Zeit.
Insbesondere vor dem Hintergrund des Wegbrechens professioneller Carestrukturen müssen wir schneller reagieren können. Die Reflexe auf Änderungsbedarfe z.B. auch die der Verwaltung, sollten nicht sein: sind wir überhaupt zuständig? Und: wer trägt die Verantwortung wenn etwas schiefgeht?, sondern, wer kann was dazu beitragen um die gemeinsam gesteckten Ziele zu erreichen.
Ich würde mir deshalb wünschen, dass Politik und Verwaltung wieder mutiger werden für Gestaltungsfreiräume und auch für eine gewisse Risikobereitschaft.
Damit aber genug der Problemorientierung.
Die Demonstrationen der letzten Wochen in Braunschweig gegen rechtsextreme Populisten, die vielfältigen Aktionen zur Unterstützung der Ukraine aber auch die Verleihung der Bügermedaille sind für mich schöne Belege dafür, dass Rat und Zivilgesellschaft in der großen Mehrheit für ein buntes, tolerantes und zukunftsfähiges Braunschweig stehen. Hiervon sollten wir uns nicht abbringen lassen.
Vielen Dank.”